Der Weg
der Erkenntnis
Eine Neudichtung
frei nach der Schrift
„Cherubinischer Wandersmann“
von
Angelus Silesius
- Fragment -
Oktober 1919
Angelus Silesius fordert in seinem Werk
„Cherubinischer Wandersmann“
(Cherubim = Engel der Erkenntnis)
dazu auf, dogmatische Glaubensformeln zu hinterfragen,
den „Weg der Erkenntnis“ zu gehen
und sich für eine eigenständige Selbsterkenntnis zu öffnen.
Eine Empfehlung zum Umgang mit dieser Schrift:
Der „Cherubinische Wandermann“
ist keine intellektuell-philosophische
Auseinandersetzung mit religiösen Themen.
Angelus Silesius hat vielmehr
aus seinem Bewusstsein heraus
unter Zuhilfenahme seines Intellekts
mit Leidenschaft und Inbrunst ausformuliert,
was in ihm selbst lebendig war!
Deshalb empfehle ich allen Lesern,
sich mit wachem Geist, offenem Herzen
und klarem Bewusstsein
auf die Aussagen dieser Schrift einzulassen
- um sie nicht nur intellektuell zu verstehen,
sondern um sie in sich selbst lebendig werden zu lassen
und von ihrem inneren Gehalt ergriffen zu werden!
Ich habe mir erlaubt,
die Aussagen von Angelus Silesius
in eigenen Worten frei wiederzugeben
und gegebenenfalls zu komprimieren.
Mein Text „Der Weg der Erkenntnis“
richtet sich nicht an das Ich oder Ego,
das sich für eine eigenständige Person hält.
Er wendet sich an das ICH,
das identisch ist mit dem reinen,
stets präsenten göttlichen BEWUSSTSEIN.
Von den Alexandrinerversen,
die Angelus Silesius meisterlich ausführt,
bin ich abgerückt.
Um Wesentliches auf den Punkt zu bringen,
habe ich mich für die poetische Form
eines Vierzeilers entschieden.
Jeder Vierzeiler meines Textes besteht
aus 2 x 2 Zeilen mit jeweils 2 Wörtern,
wie folgende Zeilen beispielhaft zeigen:
Öffne Dich
als ICH!
Erkenne Dich
als ICH!
Lese alles
als ICH!
Verstehe alles
als ICH!
Kajo
1.
So pur
wie Gold
so fest
wie Fels
so klar
wie Kristall
so wahr
bin ICH!
2.
ICH kümmere
Mich nicht
um Tod
und Begräbnis
Mag dieser
Körper verwesen
er bedarf
keiner Pracht!
Mein Grab
Mein Fels
ist einzig
GOTTES Herz
Hier ruhe
ewig ICH
des einen
GOTTES SOHN!
3.
Kein Engel
lockt Mich
ICH bedarf
keiner Hilfe
ICH vertraue
Mich nur
der einen
GOTTHEIT an
und tauche
ins MEER
des unerschaffenen
reinen BEWUSSTSEINS
4.
Dem HERRN
zu dienen
ist Mir
nicht genug
ICH gehorche
keinem Maß
GÖTTLICHSEIN sprengt
jeden Rahmen!
5.
Wer nur
bin ICH?
ICH weiß
es nicht!
Das, was
ICH weiß
das bin
ICH nicht!
Bin ICH
ein Ding?
Bin niemals
ein Objekt!
Bin ICH
ein Punkt
oder der
umgebende Kreis?
Führe ICH
die Feder
oder werde
ICH geschrieben?
6.
Suche ICH
Meinen Ursprung
oder Meine
letzte Bestimmung
so muss
ICH fragen
und in
Mir ergründen:
Wohne ICH
in GOTT?
Wohnt GOTT
in Mir?
Und sein
muss ICH
was ER
wahrlich ist:
ein LICHT
im LICHT
ein WORT
im WORT
und GOTT
in GOTT
das muss
ICH sein!
7.
Wo ist
Mein Zuhause?
Kein Ort
hat Bestand!
Wo endet
die Suche?
Nichts ist
zu finden!
Wohin wende
ICH Mich?
GOTT ist
kein Gegenüber!
So bleibt
als Ausweg
nur das
kenntnislose NICHTS!
8.
Wie kann
GOTT leben
ohne dass
ICH bin?
Ohne Mein
hier VORHANDENSEIN
gibt es
GOTT nicht!
9.
Dass GOTT
selig ist
und kein
Begehren kennt
hat ER
von Mir
ICH hab’s
von IHM!
10.
Nichts größer
als GOTT
wie ER
so ICH!
Nichts feiner
als GOTT
wie ER
so ICH!
ER übersteigt
Mich nicht
ICH bin
nicht unterlegen!
ICH: nicht
ohne IHN
ER: nicht
ohne Mich!
Unvergleichlich: GOTT
und ICH
denn WIR
sind EINS!
11.
GOTT ist
das Feuer
das in
Mir brennt
ICH bin
das LICHT
das in
GOTT strahlt!
WIR sind
so inniglich
was könnte
uns unterscheiden?
12.
ICH löse
Meinen Geist
von Ort
und Zeit
frei von
der Welt
herrscht nur
noch Ewigkeit!
13.
ICH bin
das EWIGSEIN
gerade hier
und jetzt
wenn GOTT
und ICH
als DIESES
eins sind!
14.
So reich
wie GOTT
bin ICH
an allem
denn nichts
hat GOTT
das ICH
nicht habe!
15.
Objektives Wissen
über GOTT
ist Mir
nicht genug
GÖTTLICH will
ICH sein
und strahlend
helles LICHT!
16.
GOTT hindert
Mich nicht
will ICH
zu Mir
Mittels Meiner
LIEBE Allmacht
überwinde ICH
jedes Begrenztsein!
17.
GOTTES Sohn
ist Jeder
doch nicht
als Ich
GOTTES SOHN
bin ICH
und jeder
ist ICH!
Ob Körper
oder Seele
ob Geist
oder Bewusstsein
in allem
erkennt Sich
das EINE
als ICH!
18.
Liebe ist
kein Fordern
Liebe ist
ein Geschenk
Schenke ICH
Meine LIEBE
so schenke
ICH Mich
ICH bin
die LIEBE
und blühe
als ICH!
19.
Selig ist
ein Mensch
der nichts
eigenmächtig will
Selig ist
wer will
wie GOTT
Sich zeigt
und auch
nichts weiß
was GOTT
nicht weiß
GOTT lobt
kein Zweites
und preist
nichts Anderes
ICH bin
das LOB
GOTT preist
Sich Selbst!
20.
Nichts verleiht
Mir Seligkeit
SELIGSEIN ist
Meine Natur
Bezeuge ICH
Mich Selbst
so bin
ICH selig!
alternativ 20-2:
Seligkeit verleiht
kein Gott
Selig bin
ICH dann
wenn ICH
zweifelsfrei erkenne:
Mein SEIN
ist SELIGSEIN!
21.
GOTT verteilt
keine Geschenke
an Andere
neben Sich
Bekenne ICH
Mein GÖTTLICHSEIN
beschenkt GOTT
Sich Selbst!
alternativ 21-2:
GOTT verteilt
keine Geschenke
GOTT ist
ganz Mein
bin ICH
dazu bereit
ganz ER
zu sein!
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