Das Gebet

 

 

 

Ein Mann, der bestrebt war, ein gottgefälliges Leben zu führen,

wandte sich eines Tages mit einem Gebet an Gott und sprach:

 

„O Gott, ich lebe voller Ehrfurcht vor Deinem Gesetz.

Mein Rücken aber ist gebeugt von der Last des Lebens.

Täglich erlebe ich Kummer und Leid.

Ich bemühe mich redlich, alles Leid zu lindern.

Doch die Vergeblichkeit meines Tuns macht mich müde,

denn auf gelindertes Leid folgt neues Leid.

O Gott, Du bist der Allmächtige.

So liegt es in Deinen Händen, mein Schicksal zu wenden.

Ich bitte Dich, mach mir und den Meinen das Leben leichter!“

 

Gott antwortete ihm:

 

„ICH bin nicht der, für den Du Mich hältst. 

Dein Gott ist das, was Du für wahr hältst. Wem huldigst Du? 

Wenn Du Dich für bedürftig hältst, huldigst Du dem Gott des Mangels.

Wenn Du Dich als Opfer erlebst, huldigst Du dem Gott der Ohnmacht.

Wenn Du Dich verloren glaubst, huldigst Du dem Gott der Getrenntheit.

Wenn Du Dich nicht geliebt fühlst, huldigst Du dem Gott der Verschlossenheit.

Da ICH Dich liebe, gebe ICH Dir das, worum Du Mich bittest.

 

Dein Ruf „ich leide Mangel“ heißt, dass Du den Mangel für wahr hältst.

Du benötigst somit den Mangel, um das aufrecht zu erhalten, was Du für wahr hältst.

Du bittest Mich also um Mangel. Deshalb gebe ICH Dir die Illusion des  Mangels.

Dein Ruf „ich bin ein Opfer“ heißt, dass Du es für wahr hältst,

fremden Mächten unterworfen zu sein.

Du benötigst somit das Erleben, Opfer zu sein,

um das aufrecht zu erhalten, was Du für wahr hältst.

Du bittest Mich also um Ohnmacht.

Deshalb gebe ICH Dir die Illusion der Ohnmacht.

 

Dein Ruf „ich bin verloren“ heißt,

dass Du das Getrenntsein von Mir für wahr hältst.

Du benötigst somit die Erfahrung, verloren zu sein,

um das aufrecht zu erhalten, was Du für wahr hältst.

Du bittest Mich also um das Verlorensein.

Deshalb gebe ICH Dir die Illusion des Verlorenseins.

Dein Ruf „ich werde nicht geliebt“ heißt,

dass Du es für wahr hältst,

Mein Herz sei für Dich verschlossen.

Du benötigst somit das Gefühl, nicht geliebt zu werden,

um das aufrecht zu erhalten, was Du für wahr hältst.

Du bittest Mich also darum, Dir Meine Liebe zu versagen.

Deshalb gebe ICH Dir die Illusion,

mein Herz sei für Dich verschlossen.“

 

Diese Antwort erschütterte den Mann zutiefst.

Verzweifelt fragte er:

 

„Wenn Du, mein Gott, nicht der bist,

für den ich Dich bisher gehalten habe, wer bist Du dann?

Wie sollte ich beten, und an wen sollte ich mein Gebet richten?“

 

Gott sprach zu ihm:

 

„Lade die Wahrheit in Dein Leben ein.

Wenn Du die Wahrheit einlädst, lädst Du Mich in Dein Leben ein,

denn ICH bin die Wahrheit.

 

Die Wahrheit ist, dass ICH das allumfassende Eine bin.

Nichts kann Mir fehlen, denn ICH bin die alles umfassende Fülle.

Erkenne, dass ICH in Meiner Fülle wahr bin.

Lade also Mich als die allumfassende Fülle in Dein Leben ein.

Wie könntest Du Mangel leiden,

wenn ICH Mich in Deinem Leben als Fülle offenbare?

 

Die Wahrheit ist, dass ICH der Allmächtige bin.

Da nichts und niemand neben Mir existiert,

gibt es auch nichts und niemanden, der Macht besäße,

außer Mir.

Erkenne, dass allein Mein Wille geschieht.

Erkenne, dass ICH in Meiner Allmacht wahr bin.

Lade also Mich als den Allmächtigen in Dein Leben ein.

Wie könntest Du jemals ein Opfer sein,

wenn ICH in Deinem Leben offenbare,

dass allein Mein Wille geschieht?

 

Die Wahrheit ist, dass ICH in Meiner Ganzheit vollkommen bin.

Nichts und niemand ist je von Mir getrennt,

nichts und niemand geht je in Mir verloren,

denn ICH bin das vollkommene EINE.

Erkenne, dass ICH in Meiner Ganzheit wahr bin.

Lade also Mich als die vollkommene Ganzheit in Dein Leben ein.

Wie könntest Du Dich je verloren fühlen,

wenn ICH Mich in Deinem Leben als das vollkommene EINE offenbare?

 

Die Wahrheit ist, dass ICH die Liebe bin.

In Meinem unbegrenzten Herzen ist Raum für alles, also auch für Dich.

Nichts und niemanden weise ICH je zurück.

In Meinem Herzen ist stets alles willkommen, so auch Du.

Erkenne, dass Meine bedingungslose Liebe wahr ist.

Lade also Mich in Meiner bedingungslosen

und alles durchdringenden Liebe in Dein Leben ein.

Wie könntest Du Dich je ungeliebt fühlen,

wenn ICH Mich in Deinem Herzen als allumfassende Liebe offenbare?“

 

Demütig neigte der Mann sein Haupt,

denn er erkannte, dass die Fülle präsent war.

Er erkannte, dass ausschließlich Gottes Wille geschah.

Er erkannte, dass alles vollkommen war.

Er erkannte, dass sein Leben gelebte göttliche Liebe war.

Er erkannte, dass nur und ausschließlich das EINE wahr war.

 

Er pries Gott als den EINEN und EINZIGEN.

Jetzt war sein Gebet kein Ausdruck eines Mangels mehr.

Wenn er jetzt betete, lud er GOTT in sein Leben ein.

Er betete und schwamm in einem Meer von Seligkeit.

 

 

 

6.7.2011