Ein Gespräch über die Zeit

 

 

 

 

„Ich werde immer älter. Nun frage ich mich, ob ich 

dem Zeitverlauf und der Vergänglichkeit unabwendbar 

unterworfen bin, oder ob es auch ein ewiges Leben gibt!“

 

 

„Unterscheide zwischen der Wirklichkeit und der Wahrheit, 

denn nur vom Standpunkt der Wahrheit aus kannst Du erkennen,

welche Wahrheit der Zeit zugrunde liegt!“

 

 

„Worin unterscheiden sich denn die Wirklichkeit und die Wahrheit?“

 

 

„Schau Dich um und nehme mit allen Sinnen,

mit den groben wie auch mit den feinen Sinnen, wahr!

Alles, was Du mit Deinen Sinnen erfassen kannst,

sind Erscheinungen.

Erscheinungen aber sind vergänglich:

sie kommen, wandeln sich und vergehen wieder. 

Für alle Erscheinungen also vergeht unweigerlich Zeit,

denn sie haben einen Anfang und ein Ende.“

 

 

„Wenn ich Dich richtig verstehe,

besteht die Wirklichkeit aus einer Vielzahl von Erscheinungen,

die alle ausnahmslos vergänglich sind.

Bestehen diese Erscheinungen denn tatsächlich,

oder sind sie illusionär?“ 

 

 

„Die Illusion besteht darin,

die aus vergänglichen Erscheinungen bestehende Wirklichkeit

für wahr zu halten und damit die Wahrheit zu leugnen.

Es ist ein Irrtum zu glauben,

dass die Wirklichkeit ohne Bezug zur Wahrheit

aus sich selbst heraus existiert.

Die vergängliche Wirklichkeit besteht tatsächlich,

sie wandelt sich allerdings unablässig

und hat aus jedem Blickwinkel ein anderes Gesicht,

so dass jeder Betrachter eine andere Wirklichkeit zu sehen scheint.

Die Wirklichkeit existiert also, doch sie ist nicht wahr!

Die Wahrheit ist im Gegensatz zur Wirklichkeit beständig.

Sie ist keine Erscheinung, also ist sie auch nicht vergänglich!“ 

 

 

„Was aber bedeutet das für mich als Person?“ 

 

 

Überprüfe Dich selbst: 

Wer bist Du? 

Bist Du ausschließlich eine Person,

also eine vergängliche Erscheinung

und damit ein sterbliches Wesen? 

Alles, womit Du Dich als Person identifizierst,

sind vergängliche Erscheinungen,

auch wenn es hehre Ideale sein mögen.

Solange Du Deine Identität aber

auf vergängliche Erscheinungen gründest,

musst Du Dich selbst für vergänglich halten.

Dann glaubst Du, der Zeit unterworfen zu sein

und sterben zu müssen.

 

 

Oder gibt es etwas an Dir,

das beständig, also wahr ist?

 

Überprüfe: 

Wer bist Du 

  • jenseits von allem, was Du körperlich erlebst 
  • jenseits von allem, woran sich Deine empfindende Seele bezieht
  • jenseits von allem, womit sich Dein Geist beschäftigt? 

Was bleibt von Dir, wenn Du alle Erscheinungen loslässt,

die für Dich eine Bedeutung  zu haben scheinen?

Habe keine Angst: wenn Du alles Vergängliche loslässt,

bleibt genau das übrig, was Du beständig bist!

Und da nur die Wahrheit beständig ist,

bleibt genau das übrig, was Du in Wahrheit bist!“ 

 

 

„Was bleibt denn von mir als Wahrheit übrig?“ 

 

 

„Übrig bleibt das wahre ICH!

Das wahre ICH ist reines BEWUSSTSEIN,

das von sich selbst weiß.

Für das BEWUSSTSEIN aber existiert keine Zeit,

denn das BEWUSSTSEIN hat weder einen Anfang noch ein Ende.

Es existiert jenseits des Verlaufs von Zeit genau jetzt!

 

Überprüfe: 

Welche Instanz in Dir ist dazu in der Lage,

die Vergänglichkeit der Erscheinungen zu erkennen?

Ist diese Instanz in Dir jetzt gegenwärtig?

Ist sie nur für einen vergänglichen Augenblick gegenwärtig,

oder ist diese Instanz über alle Augenblicke hinweg

beständig präsent?“ 

 

 

„Dun fragst mich nach meinem Ich, wie mir scheint.

Wie aber sollte ich mich als Ich überprüfen können?

Ich bin doch nicht Zwei!

Wie könnte ich das überprüfende Subjekt und ebenfalls als Ich

gleichzeitig das zu untersuchende Objekt sein?

Ich bin doch nur Einer!“

 

 

„ICH bin nicht nur Einer, ICH bin das EINE!

Und ICH, das EINE, weiß um Mich! 

ICH weiß, dass ICH dieses reine SUBJEKT bin.

 

Sobald das Ich sich aber

mit objektivierbaren Erscheinungen identifiziert,

geht dieses Wissen verloren,

und das reine SUBJEKT scheint wie ausgelöscht zu sein.

Das Ich, das sich mit objektivierbaren Erscheinungen identifiziert,

scheint selbst ein Objekt zu sein.

Hältst Du Dich nicht auch für ein Objekt unzähliger Einflüsse? 

Wenn es Dir aber gelingt,

Dich von Deiner persönlichen Identität zu lösen,

erkennst Du Dich als Subjekt:

Du erkennst, dass Du der Fragende

und der Beobachtende bist.

 

Bist du bereit, gerade jetzt

dieses nicht objektivierbare SUBJEKT zu sein?“