Der Spiegel

 

 

Neulich wurde ich Zeuge eines Gesprächs zwischen Gott und Adam.

 

Ich hörte Adam fragen:

 

„Mein Leben ist mir ein Rätsel.

Tag um Tag vergeht. Alles verändert sich unablässig.

Auch alles, was für mich wichtig zu sein scheint,

verliert wieder seine Bedeutung.

Einerseits bin ich mir sicher, dass ich existiere, andererseits weiß ich,

dass der Tod mein Leben einst unausweichlich beenden wird.

Gibt es denn eine Existenz, die von Dauer ist?

Und wie kann ich sie erlangen?“

 

Da auch mich die Frage beschäftigte,

ob es ein Leben nach dem Tod gibt,

lauschte ich aufmerksam der Antwort Gottes:

 

„Es gibt nur eine Existenz,

und diese eine Existenz ist Meine Existenz.

Meine Existenz kennt weder einen Anfang noch ein Ende,

also ist Meine Existenz auch nicht vergänglich.

Und nichts vermag Meine Existenz in Frage zu stellen,

denn neben Mir hat nichts Bestand.

Da es neben Mir kein Zweites gibt,

ist das Existentsein einzig Mir vorbehalten.

Erkenne Meine Einzigkeit,

so erkennst Du,

dass ICH der Erkennende bin!“

 

Adam erwiderte:

 

„Ich spüre meinen Körper und nehme mit all meinen Sinnen wahr.

Ich denke, ich fühle, ich handle, und ich ziehe Konsequenzen aus dem,

was ich erlebe. Also muss ich doch wohl vorhanden sein!“

 

Unbeirrt von Adams Einwand hörte ich Gott sprechen:

 

„Da ICH alleine existiere, bin hier auch einzig ICH vorhanden.

Du glaubst an Deine Existenz, da Du Dich an Erfahrungen orientierst,

die Du in der Vergangenheit gemacht hast.

Aus Deinen Erfahrungen ziehst Du Schlussfolgerungen,

die Du in die Zukunft projizierst.

Diese Zukunft stellst Du Dir gedanklich vor.

Auf diese Weise zimmerst Du Dir aus Deinen Erfahrungen

und aus Deinen Projektionen ein Bild, das Du von Dir machst.

Dieses Bild gaukelt Dir aber nur eine scheinbare Existenz vor.

Deine Erinnerungen und Deine Projektionen finden genau jetzt statt.

Trete aus der Zeit heraus und lasse Dich auf das unmittelbare Jetzt ein. 

Genau hier und gerade jetzt bin ausschließlich ICH vorhanden

und ausschließlich ICH gegenwärtig!“

 

 

Adam zögerte. War seine Existenz nicht jeder Grundlage beraubt,

wenn das zutraf, was Gott sagte?

Er wandte sich Gott wieder zu und entgegnete:

 

„Ich weiß doch von mir. Ich bin mir meines Körpers, meiner Gedanken,

meiner Gefühle und all dessen bewusst, was mich ausmacht.

Wie kann ich von mir wissen, wenn ich gar nicht vorhanden bin?“

 

Diesen offensichtlichen Widerspruch vermochte auch ich nicht aufzulösen. 

So hoffte ich auf eine klärende Antwort Gottes.

 

Gott sprach:

 

„ICH, der ICH genau hier vorhanden

und gerade jetzt gegenwärtig bin,

bin Mir Meiner Selbst auch ständig bewusst.

Kein Augenblick vergeht, in dem ICH nicht um Mich weiß.

Und da ICH einzig bin, gibt es niemanden außer Mir,

der sich seiner selbst bewusst sein könnte.

So wie Du Dir eine eigene Existenz einbildest,

die Du gar nicht hast,

so bildest Du Dir auch ein eigenes Bewusstsein ein,

das Du gar nicht hast.

Das Bewusstsein selbst ist keine Einbildung.

Doch das Bewusstsein ist ausschließlich Mein Bewusstsein.

Tauche ganz und gar in das Bewusstsein ein

und lasse alles andere hinter Dir.

Dann erkennst Du:

ausschließlich ICH weiß um Mich!“

 

„Aber ich spreche doch mit Dir“, entgegnete Adam.

„Ich artikuliere mich und gestikuliere dabei, ich zeige meine Gefühle

drücke mich auf eine Art und Weise aus, wie sonst kein anderer Mensch!“

 

Aufmerksam nahm ich jedes Wort in mich auf, als Gott klarstellte:

 

„Einzig ICH zeige Mich.

Einzig ICH trete genau jetzt in Erscheinung.

Kontinuierlich zeige ICH Mich in jedem Augenblick aufs Neue.

Nichts und niemand kann Mich dabei beeinträchtigen,

denn nichts und niemand existiert neben Mir.

So zeige ICH Mich stets offen und aufrichtig.

ICH habe keine Geheimnisse,

denn ICH habe auch nichts zu verbergen.

Was auch immer und wo auch immer zum Ausdruck kommt,

bringe ICH zum Ausdruck.

Da Du aber alles, was Du beobachtest, 

irrtümlicherweise in Einzelphänomene unterteilst 

und Handlungen Einzelwesen zuschreibst,

die so gar nicht existieren, 

interpretierst Du die Erscheinungswelt falsch.

Da nichts außer Mir und nichts von Mir getrennt existiert,

kann auch nichts außer Mir sich zeigen.

Wenn ICH Mich zeige, gibt es für Mich nichts abzuwägen.

ICH verfolge keine Absichten,

die mit anderen Absichten kollidieren könnten.

ICH lege Mir keine Strategien zurecht.

ICH habe es nicht nötig,

Mich zu verstellen und etwas vorzutäuschen. 

Verzichte auch Du auf jedes Taktieren.

Verzichte darauf, unaufrichtig zu sein.

Verzichte auf unlauteres Handeln. 

In der kompromisslosen Aufrichtigkeit zeige ICH Mich Selbst.

ICH zeige Mich jetzt.

ICH zeige Mich gerade jetzt unmittelbar!“

 

„Das möchte ich gerne glauben“, erwiderte Adam.

„Doch meine Sinne zeigen mir etwas Anderes.

Mein Blick fällt ins Unendliche und verliert sich

in den Tiefen des Universums.

Ich lebe in einer für mich unfassbar großen Welt,

in der ich mich zu verlieren drohe.

Auch mein Inneres scheint so tief zu sein,

dass ich es nicht wage, in alle seelischen Abgründe zu schauen.

Welche Höhen sich in meinem Geist verbergen,

vermag ich nicht abzuschätzen. 

Bin ich nicht dazu verdammt,

in den Tiefen des Raums unterzugehen

– spätestens dann, wenn ich sterbe?“

 

Da ich mich im Raum bewegte,

zweifelte ich nicht am Vorhandensein von Raum.

Und soweit ich es beurteilen konnte,

schienen ihm weder außerhalb von mir

noch in mir Grenzen gesetzt zu sein.

Doch ich fragt mich: wie kam dieser Raum zustande,

und in welchem Verhältnis stand ich zu diesem Raum?

 

Gott sprach:

 

„ICH allein existiere,

und ICH bin reines Bewusstsein. 

Alles, wovon Du sprichst, Adam,

sind Inhalte Meines Bewusstseins.

Es gibt keinen Raum außerhalb Meines Bewusstseins,

also gibt es auch keine Erscheinungen außerhalb Meines Bewusstseins.

Alles, was in Meinem Bewusstsein in Erscheinung tritt,

zeige ICH Selbst.

ICH zeige Mich Selbst.

ICH gehe Mir Selbst nie verloren,

also geht auch in Meinem Bewusstsein nie etwas verloren.

ICH weiß von mir, und so weiß ICH auch von allem,

was ICH in Meinem Bewusstsein zeige.

ICH kenne Mich in Meiner tiefsten Tiefe,

und ICH kenne Mich in Meiner höchsten Höhe.

Es gibt in Mir weder Abgründe noch Höhen, die unerreichbar wären.

Mein Bewusstsein aber ist kein Raum.

Mein Bewusstsein verfügt über keinerlei Ausdehnung

und lässt sich nicht über Koordinaten vermessen.

Doch ICH bin bereit, allem Raum zu geben, was sich zeigt. 

Meine Bereitschaft, allem Raum zu geben, ist Mein offenes Herz.

So gibt es keinerlei Raum außer Meinem Herzen.

In Meiner grenzenlosen und bedingungslosen Bereitschaft,

allem Raum zu geben, findet alles Platz in Meinem Herzen.

Meine Liebe weist nichts zurück und nimmt alles in sich auf.

Vergegenwärtige Dir jedoch, dass ICH Selbst es bin, der Sich zeigt.

ICH aber bin kein Gegenstand.

Mein Herz ist keine Rumpelkammer

für ein Sammelsurium belangloser Objekte.

ICH bin reines Bewusstsein.

Also enthält Mein Herz nur reines, ausdehnungsloses Bewusstsein.

Mein Herz selbst ist reines Bewusstsein.

Öffne auch Du Dein Herz. Gib allem Raum. 

Weise nichts zurück. Weise Mich nicht zurück. 

Öffne Dein Herz für Mich,

und Du wirst Mich in Deinem Herzen finden. 

Dein Herz ist nicht von Mir verschieden. 

ICH finde Mich Selbst. In jedem Herzen finde ICH Mich Selbst!“

 

„Ich bin voller Ehrfurcht vor Deiner Größe

und Deinem Wissen, o Gott!“ rief Adam.

„Doch ich, der ich ehrfürchtig bin,

bin doch als Ich vorhanden!

Ich bin davon beeindruckt, 

wenn Du Dich als reines Bewusstsein beschreibst.

Die von mir erlebte Wirklichkeit ist aber eine andere.

Ich befinde mich hier mitten in einer für mich realen Welt

und muss mich mit ihr tagtäglich auseinandersetzen.

Ich muss mich den Herausforderungen des Lebens stellen, 

ich muss Verantwortung übernehmen, ich muss mich behaupten.

Wie könnte mein Leben ohne mein Ich gelingen?

Ohne mein Ich wäre ich doch verloren!“

 

Und ich, bin ich mir meiner selbst als Ich nicht gewiss?

Bin ich nicht selbstverständlich und ausnahmslos immer ich?

Welchen Anlass also sollte es geben, an mir zu zweifeln? 

 

Gott aber sprach:

 

„ICH bin ICH, und ICH weiß von Mir,

da ICH Mich Selbst bezeuge.

ICH bezeuge Mich mittels Meiner Schöpfung.

Meine Schöpfung verweist auf Mich.

Doch auch Meine Schöpfung ist nichts Anderes als ICH. 

Ob ICH Mich zeige oder nicht: es gibt nur Mein ICH. 

Ob transzendent oder immanent:

es gibt kein anderes Ich als Mein ICH.

Wie auch immer ICH Mich zeige,

ICH zeige Mich auf einzigartige Art und Weise.

ICH bin stets authentisch und wiederhole Mich nie.

ICH bin ohne Scheu und stets wahrhaftig. 

ICH bin stets frei, ICH zu sein,

ohne wenn und aber und ohne jede Beeinträchtigung. 

ICH bin von nichts abhängig,

und nichts vermag Mich zu beeinflussen,

denn es gibt nichts außer Mir. 

Mein Bekenntnis zu Mir Selbst

ist das Licht in der Welt der Erscheinungen,

das die Erscheinungen erhellt.

Nichts wäre sichtbar ohne Mein Licht.

Nichts wäre sichtbar ohne Mein Bekenntnis zu Mir Selbst.

Du bist im Irrtum, wenn Du glaubst,

dass Du Dein Leben lebst.

ICH bin in Deinem Leben lebendig. 

Du bist im Irrtum, wenn Du glaubst,

dass Du Dich in Deinem Leben behaupten musst.

ICH bin in Dir lebendig. ICH zeige Mich durch Dich. 

Du bist im Irrtum, wenn Du Dich gefangen fühlst.

Gefangen bist Du nur in Deinem eigenen Irrtum.

ICH bekenne Mich durch Dich,

und ICH bin frei, Mich so zu bekennen, wie ICH will. 

Du bist im Irrtum, wenn Du Dich von Mir getrennt wähnst.

Du bist nur scheinbar von Mir getrennt,

indem Du an Deinem Irrtum festhältst.

ICH bin mit Mir eins.

ICH bin unter allen Umständen mit Mir eins.

Und niemals ist etwas von Mir getrennt. 

Lass von Deinem Irrtum ab.

Öffne Dich für die Wahrheit.

Lass von allem ab, was nicht wahr ist.

Lass nur und ausschließlich die Wahrheit zu. 

Die Wahrheit ist:

ICH bin Mir Meiner Selbst gewiss!“

 

„Es beruhigt mich zu hören,

dass es jenseits aller Irrtümer und Zweifel

eine Wahrheit gibt, o Gott!

Und es beruhigt mich zu hören,

dass Du diese Wahrheit bist!“

antwortete Adam. 

„Ich bin ja bestrebt, jeden Zweifel auszuräumen,

und so frage ich Dich weiter:

In jedem Augenblick geschieht doch etwas Gewolltes, zumal dann,

wenn ich mich in Gesellschaft anderer Menschen befinde.

Ich bin entweder dazu gezwungen,

auf das zu reagieren, was Andere wollen.

Dann muss ich versuchen, mich zu behaupten,

um nicht das Opfer fremden Wollens zu werden.

Oder ich muss gleich zum Ausdruck bringen, was ich will,

und selbst eine Position der Macht erobern.

Habe ich also eine andere Wahl, als zu versuchen

mich durchzusetzen, wenn ich nicht untergehen will?

Wie sollte ich in diesem Leben mit seinen konträren Positionen

und Widersprüchen bestehen können,

wenn nicht mit einem eigenen starken Willen?

Und brauche ich diesen Willen nicht selbst dann,

wenn es darum geht,

sich mit Anderen zu verständigen und sich zu einigen?“

 

Mir war mein Leben geschenkt worden.

Und es wird mir wieder genommen werden,

ohne dass ich darauf Einfluss haben würde.

Darüber war ich mir im Klaren.

War ich aber in der Zeit zwischen Geburt und Tod

nicht doch Herr über mein Leben? 

So überlegte ich, als wieder Gottes Stimme ertönte:

 

„Was auch immer sich zeigt, was auch immer sich regt,

regt sich in Meinem Bewusstsein. 

Was auch immer und von wem auch immer gewollt wird,

spielt sich in Meinem Bewusstsein ab. 

Da nichts außerhalb Meines Bewusstseins existiert,

gibt es auch nichts, was gewollt wird, ohne dass ICH es so will.

Da ICH es bin, der Sich offenbart,

und da ICH Mich stets mittels gegensätzlicher Erscheinungen offenbare,

sind auch die Gegensätze und Widersprüche von Mir so gewollt.

Bedenke aber, dass auch dann,

wenn ICH Mich in Gegensätzen offenbare,

Mir nichts widerspricht, da neben Mir nichts existiert.

Wohl erscheint in Meinem Bewusstsein

eine Welt voller Unterschiede und Gegensätze,

ICH aber bleibe unangefochten das Eine,

von dem nichts verschieden ist. 

Hüte Dich vor dem Irrtum, Dich mit etwas zu identifizieren,

das nicht mit Mir identisch ist.

Sobald Du Dich mit Einzelheiten der Erscheinungswelt identifizierst,

forderst Du den Widerspruch heraus. 

Die scheinbare Absonderung von Mir, die Du betreibst,

ist die Ursache für Deine Konflikte.

Dich mit Einzelheiten zu identifizieren heißt,

dass Du Dich gegen andere Einzelheiten stellst und sie ablehnst.

Du bewertest damit Einzelheiten und lässt Dich zu Urteilen verleiten.

Jede Geringschätzung aber und jede Verurteilung ist der Versuch,

Mein Einssein aufzubrechen und zu zerstören.

Doch hüte Dich davor, Dich gegen mich zu stellen.

Es ist ausgeschlossen, dass Du Erfolg haben wirst.

ICH bin eins und ICH bleibe eins.

Dein Versuch, Mich zu attackieren,

beruht auf Deinem Irrtum, von Mir gesondert zu sein.

Auch Dein Versuch, Mich zu attackieren,

spielt sich in Meinem Bewusstsein ab.

Aus Meinem Bewusstsein, dem einen Bewusstsein, auszubrechen,

ist nicht möglich.

Was auch immer in Meinem Bewusstsein geschieht:

ICH bin und bleibe eins.

Identifiziere Dich nicht mit Details. Identifiziere Dich mit Mir!

Wenn Du Dich mit Details identifizierst,

spaltest Du Dein Bewusstsein in ein Innen und in ein Außen.

Du identifizierst Dich als Ich mit einer Innenwelt

und projizierst das Nicht-Ich in eine Außenwelt.

Diese Aufspaltung in Innen und Außen macht Dich angreifbar.

Du glaubst, Deine Innenwelt vor der Außenwelt schützen zu müssen.

Du verschließt Dich, Du bist nicht mehr offen und verleugnest Dich.

Wenn Du Dich aber selbst verleugnest, stürzt Du in einen Abgrund,

aus dem Du Dich selbst nicht wieder emporheben kannst.

Es gibt nur einen Ausweg aus diesem Abgrund: die Wahrheit.

Erkenne, dass Du Dich auf einen Irrweg begibst,

wenn Du Dein Bewusstsein aufspaltest.

Bleibe bei der Wahrheit.

Die Wahrheit ist, dass es nur ein Bewusstsein gibt:

Mein Bewusstsein. 

Gib Deinen Eigensinn auf.

Tauche in Meine Wahrheit ein. 

Erkenne, dass in der Wahrheit

„mein“ und „dein“ ausgelöscht sind.

Was bleibt, ist die eine Wahrheit!

Besinne Dich: Dir bleibt nur eine Wahl.

Bist Du Dir darüber im Klaren,

dass ausschließlich Mein Wille geschieht?

Identifiziere Dich mit Mir,

denn dann ist Mein Wille auch Dein Wille.

Und ausschließlich Mein Wille geschieht!“  

   

„Allmählich wird mir klar, was Du meinst, o Gott,

wenn Du von `ICH´ sprichst und davon, dass Du das Eine bist.

Mein Dasein und das Dasein der Welt sind nur relative Wirklichkeiten.

Weder bin ich in dem, was mich als Adam ausmacht, substantiell,

noch ist die Welt substantiell.

Weder ich noch die Welt bestehen aus uns selbst heraus.

Du bist für mich gar kein Gegenüber,

und auch die Welt existiert nicht neben Dir.

Die Welt als Erscheinung und alles an mir, was in Erscheinung tritt,

sind nur Phänomene in Deinem Bewusstsein.

Dein Bewusstsein also ist die Quelle für alle Phänomene.

Du Selbst offenbarst Dich in allen Phänomenen.

So bist Du in allem immanent.

Also bist Du auch in allem immanent,

was mich, Adam, ausmacht. 

Ich habe gar keine eigene Existenz. Nur Du existierst.

Also existierst Du als ich!

Sobald die Illusion aufgelöst ist, dass ich etwas von Dir Getrenntes bin,

bin ich als angeblich eigenständiger Adam nicht mehr existent.

Du allein bist existent als ICH!

Ich als Adam bin in Dir aufgelöst, die Illusion hat sich aufgelöst,

und das Ich eines Adam hat nie existiert.

Was bleibt, ist das eine ICH, also ICH!“     

 

„Ja“, so sprach Gott, „ICH BIN!“

ICH manifestiere Mich, indem ICH Mich Selbst bezeuge.

ICH manifestiere Mich genau hier und gerade jetzt.

ICH manifestiere Mich, indem ICH Mir Meiner Selbst bewusst werde.

ICH manifestiere Mich mit Meiner Bereitschaft, Mich unmittelbar zu zeigen.

ICH manifestiere Mich, indem ICH in Meinem Bewusstsein den Raum schaffe,

in dem ICH Mich zeigen kann. Dieser Raum ist Mein Herz.

ICH manifestiere Mich, indem ICH Mich dazu bekenne,

dass ICH in Meinem Auftreten als ICH einzigartig bin.

Mein Bekenntnis zu Mir in Meiner Einzigartigkeit ist das Licht,

in dem die Welt sichtbar wird.

ICH manifestiere Mich,

indem ICH Meinen konzentrierten Willen darauf ausrichte,

Mich in Meinem konkreten Auftreten

auf objektivierbare Formen zu begrenzen.

ICH manifestiere Mich,

indem ICH trotz Meines konkreten Erscheinens wahr bleibe.

 

Keine Form hat Bestand.

ICH verleihe den Formen, in denen ICH Mich zeige, Bestand

in der Gleichzeitigkeit Meiner Manifestation und Meines Unmanifestiertseins.

Die gleichzeitige Gültigkeit Meiner Immanenz, in der ICH Mich zeige,

und Meiner Transzendenz, die ICH wahrhaft bin,

sichert den Fortbestand Meiner Schöpfung.

Das Oszillieren zwischen Immanenz und Transzendenz

erweckt den Eindruck der Beständigkeit der Erscheinungswelt,

die doch in jedem Augenblick vergeht,

um von Mir in jedem Augenblick wieder neu erschaffen zu werden.

 

ICH also erschaffe die Welt,

indem ICH Mich als ICH bezeuge. 

ICH zeige in Meiner Schöpfung Mich Selbst.

Die Schöpfung besteht nicht neben Mir.

ICH zeige Mich Selbst in Meiner Schöpfung.

In der Immanenz offenbare ICH Mich Selbst!

 

Wer also bist Du?

Erkenne Dich Selbst!

Erkenne, wer Du in Wahrheit bist!

 

Lass in Deinem Bewusstsein ab von allem, woran Du festhältst.

Übrig bleibe einzig ICH.

Lass ab von allem, womit Du Dich begrenzt.

Übrig bleibe einzig ICH.

Lass ab von allem, was Du bevorzugst.

Übrig bleibe einzig ICH.

Lass ab von allem, was vergänglich ist.

Übrig bleibe einzig ICH.

Lass ab von allem, was sich nicht unmittelbar jetzt zeigt.

Übrig bleibe einzig ICH.

Lass ab von allem, was Du zu verbergen suchst.

Übrig bleibe einzig ICH.

Lass ab von allem, was nicht wahr ist.

Übrig bleibe einzig ICH!

 

Wer also bist Du?

 

Dass Du Dir einbildest,

neben Mir existent zu sein, liegt daran,

dass Du Mein Selbstzeugnis verneinst. 

Dieses Nein bildet den notwendigen Kontrast

zu Meinem Ja zu Mir Selbst,

das sonst bedeutungslos bliebe.

Erkenne aber, dass ICH allein wahr bin,

und auch Dein Nein Mein Wahrsein

nicht außer Kraft setzt.

Bestehst Du jetzt noch auf dem Nein?

Erkenne die Wahrheit, lass ab vom Nein,

gib die Identifikation mit dem Nein auf!

Bekenne Dich zur Wahrheit! 

Erkenne, wer Du in Wahrheit bist!“

 

Adam war verstummt. Ich lauschte und realisierte,

dass Adam gar nicht mehr vorhanden war. 

Einzig Gott war da. Kein Adam.

Gott war das Eine und das Einzige.

Gott war offenbar. Gott offenbarte Sich Selbst.

Gott offenbarte Sich in allen Erscheinungen.

Gott offenbarte Sich in allem Wahrnehmbaren.

Gott offenbarte Sich in allem, was mein Bewusstsein erfassen konnte.

Gott war die Immanenz und zwar ausnahmslos.

Gott offenbarte Sich in Allem.

 

Wer aber bin ich? So fragt ich mich jetzt. 

Wenn Gottes Selbstoffenbarung alles umfasst, was ist, wer bin dann ich?

Da ich mir die Welt der Erscheinungen bewusst machen konnte,

konnte ich keine Erscheinung sein. 

Da ich mir das Wahrnehmbare bewusst machen konnte,

konnte ich nichts Wahrnehmbares sein.

Da ich mir bewusst machen konnte, dass Gott Sich offenbarte,

konnte ich kein Teil der Offenbarung sein.

Da ich mir der Immanenz Gottes bewusst war,

konnte ich nicht selbst immanent sein.

 

´Wer aber bin ich´? Diese Frage erfüllte mich ganz. 

Es gab nichts mehr, woran ich mich hätte orientieren können. 

Alles, was immanent war, befand sich in meinem Bewusstsein. 

Es gab kein Außen mehr, das mir hätte Halt geben können. 

Alles, woran ich jemals festgehalten hatte, befand sich

als vergängliche Welt aus Erscheinungen in meinem Bewusstsein. 

Was ich für meine Identität gehalten hatte, hatte sich in nichts aufgelöst.

Wer also war ich? Und wer stellte diese Frage? 

Ich stürzte ins Nichts. Doch das Nichts war sich seiner selbst bewusst. 

Ich stürzte ins Leere. Doch die Leere war pure Präsenz. 

Ich erwachte inmitten von Stille. Und die Stille war ein Meer von Seligkeit.

Ich war das Nichts. Ich war still und leer. 

Und doch war alles da. 

Das Nichts, das ich war, war ein reiner, völlig ungetrübter Spiegel.

Und in diesem Spiegel tummelte sich nach Herzenslust, was Gott von Sich offenbarte.

Angesichts der Offenbarung Gottes war ich reine Freude.

 

Die Offenbarung aber erkannte ich als göttliche Immanenz. 

Sie spiegelte sich in göttlicher Transzendenz. 

Nichts befand sich außerhalb des Spiegels. 

Das  Gespiegelte stand dem Spiegel nicht gegenüber. 

Das Gespiegelte tanzte in der Leere des Spiegels.

Ich war dieser Spiegel.

 

Auch jetzt bin ich dieser Spiegel!

 

Als Spiegel bin ich unantastbar.

Als Spiegel bin ich stets präsent.

Als Spiegel bin ich unumstößlich wahr.

Als Spiegel bin ich transzendent.

Als Spiegel bin ich kontinuierlich ICH.

 

ICH bezeuge Mich Selbst.

 

Was aber spiegle ICH?

ICH spiegle Meinen Tanz.

ICH spiegle Mich Selbst! 

 

 

Weißt auch Du jetzt, wer Du bist?