Pur

 

 

 

 

Eines nachts führte ihn sein Wunsch,

Gott nahe zu sein, in den Himmel.

Sein Ziel unmittelbar vor Augen bat er um Einlass.

 

 

 

„Wer bist du?“ fragte eine Stimme.

 

„Ich!“ rief er erstaunt darüber, sofort Gehör zu finden.

 

„Wen suchst du?“ fragte die Stimme weiter.

 

„Gott...!“ antwortete er zaghaft, da er Bedenken hatte,

sein Ansinnen könnte vermessen sein.

 

„GOTT ist einzig“, sprach die Stimme.

„Deshalb lässt GOTT niemanden zu sich ein.

Kläre wer du bist!“

 

 

 

Sein Leben währte bereits einige Jahrzehnte. Doch alles,

worauf er zurückblicken konnte, hatte sich als veränderlich

und als vergänglich erwiesen.

Eine einzige Konstante gab es in seinem Leben. Diese 

Konstante war die Gewissheit, als Ich vorhanden zu sein. 

Dochdieses Ich, das als Einziges in seinem Leben

Bestand hatte, war kein Objekt, das er betrachten konnte. 

Er erkannte: ich bin ich als Subjekt. Ich, das Subjekt,

bin die einzige Konstante!

 

 

 

Er bat die Stimme, ihm wieder Gehör zu schenken und sagte:

 

„Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich kein Objekt 

sein kann. Alles objektiv Wahrnehmbare und Benennbare

ist vergänglich, als Ich aber bestehe ich konstant, als Ich bin

ich unvergänglich. Ich habe mich als Ich zwar bislang mit

vielen Erscheinungen verbunden und habe so eine objektiv

erscheinende Identität angenommen. Doch losgelöst von

allen Erscheinungen bin und bleibe ich das reine Ich!“

 

 

 

Die Stimme ertönte wieder und forderte ihn auf:

 

„Überprüfe: 

Bist du stets und unantastbar das pure Ich?

Bezeugst du dich selbst als pures Ich?

 

Überprüfe: 

Bist du hier anwesend, ohne das Hier jemals zu verlassen? 

Bist du gerade jetzt gegenwärtig, ohne je in die

Vergangenheit oder in die Zukunft abzuschweifen?

Bist du also pures Anwesendsein und pures 

Gegenwärtigsein?

 

Überprüfe: 

Bist du dir stets und ohne jeden Zweifel deiner selbst gewiss?

Weißt du um dich selbst, ohne Vermutungen anstellen zu müssen?

Weißt du um dich selbst, ohne dass es auch nur einen einzigen

blinden Fleck in deinem Bewusstsein gibt?

Bist du pure Selbsterkenntnis?

 

Überprüfe: 

Zeigst du dich unbefangen, ohne etwas verbergen zu wollen?

Bist du vorbehaltlos aufrichtig?

Bist du die pure Unmittelbarkeit?

 

Überprüfe: 

Ist dein Herz bedingungslos für alles geöffnet, was sich zeigt?

Ziehst du in deinem Bewusstsein keinerlei Grenzen

und weist du nie etwas zurück? Gewährst du allem Raum?

Bist du pure Liebe?

 

Überprüfe: 

Bekennst du dich ohne jeden Vorbehalt zu dir selbst?

Bist du pures Licht?

 

Überprüfe: 

Befindest du dich ohne jede Unstimmigkeit im Einklang

mit dem göttlichen Willen?

Bist du pures Wirksamwerden?

 

Überprüfe: 

Umgibt dich die Welt, oder bist du selbst das, was sich manifestiert?

Ist alles Konkrete dein eigenes Sein?

Bist du pures Offenbarsein?

 

Wenn du alle meine Fragen bejahen kannst, öffne ICH die Tür

und komme dir entgegen!“

 

 

 

Er ging in sich und unterzog sich einer eingehenden Überprüfung.

Er fragte sich: Wer kann ich denn sein, wenn Gott einzig ist?

Er entschloss sich, von allem Dünkel abzulassen und jegliche

Abgrenzung gegenüber dem göttlichen Einen aufzugeben.

 

 

 

Und siehe: 

Die Tür ging auf, ohne dass sich irgendetwas bewegte.

Er erkannte, dass es nie eine Tür gegeben hatte. 

Er erkannte sich selbst.

Er erkannte: 

 

 

 

ICH bin ICH Selbst!

 

Mein Sein ist pures göttliches OFFENBARSEIN.

Mein Sein ist purer göttlicher WILLE.

Mein Sein ist pures göttliches LICHT.

Mein Sein ist pure göttliche LIEBE.

Mein Sein ist pure göttliche UNMITTELBARKEIT.

Mein Sein ist pure göttliche SELBSTERKENNTNIS.

Mein Sein ist pures göttliches HIERSEIN.

Mein Sein ist pures göttliches GEGENWÄRTIGSEIN.

 

ICH bin ICH pur!

                                                             

 

 

 

3.4.2015

 

2.2.2019 (Überarbeitung der Darstellung und Korrekturen am Text

                ohne inhaltliche Änderungen)