LICHT!

 

 

Plötzlich war er da:

ein Engel in seiner erhabenen Schönheit

und mit seinem alles überstrahlenden Glanz.

Wo aber befand er sich?

Ich konnte ihn nicht wirklich sehen.

Stand er vor mir?

Umgab er mich?

Oder offenbarte er sich in meinem Innern?

Er sprach zu mir: „Meine Aufgabe ist es,

dir zu zeigen, wer du bist.

Bist du bereit,

dich selbst zu erkennen?“

„Ja!“ rief ich ohne zu zögern.

„Es ist mein sehnlichster Wunsch, herauszufinden, 

wer ich in Wahrheit bin!“

 

Daraufhin führte mich der Engel durch viele verschiedene Welten,

die gleichsam faszinierend schön und erschreckend widerwärtig waren.

Über diese Welten gäbe es vieles zu erzählen,

doch allen war eines gemeinsam: sie waren vergänglich.

Sie tauchten auf, zeigten sich und verschwanden wieder im Nichts,

so wie sie gekommen waren.

Der Engel selbst jedoch war nie von mir gewichen.

War er denn das einzig Beständige

neben den unzähligen Phänomenen, die mir begegnet waren?

 

Der Engel aber sprach:

„Erkennst du jetzt den Unterschied

zwischen der Erscheinungswelt mit ihren vielen Facetten

und dir?

Ich habe dir die Vergänglichkeit aller Welten vor Augen geführt. 

Bist du ein Teil dieser vergänglichen Welt,

oder bist du ihr Betrachter?

Bist du beständig der Zeuge aller Vorgänge, 

oder wirst du vom Geschehen mitgerissen?

Sieh die Welt mit meinen Augen!“

 

Alles glänzte. Es gab nichts, was nicht glänzte!

In diesem unbeschreiblichen Glanz 

kamen und gingen die Welten. 

Nur Pracht war vorhanden.

Sie umfasste und durchdrang alle Welten,

so wie sie erschienen und wieder vergingen.

Selig von diesem Glanz und erfüllt von dieser Pracht

wollte ich mich an den Engel wenden.

Doch hier war kein Engel!

 

Es gab nur LICHT.

Nichts Anderes.

Nur LICHT!

Anfangsloses LICHT.

LICHT ohne Ursache.

Aus sich selbst heraus

leuchtendes LICHT!

 

„Und ich?“ So fragte ich mich.

„Einzig dieses LICHT ist vorhanden.

Wer also bin in Wahrheit ich?“